Durch den Spielausfall in der vergangenen Woche startete das Kreisliga-Kalenderjahr für die 1. Herren mit dem Auswärtsspiel bei der Concordia. Als Tabellenfünfter gingen die Belmer als Favorit in die Partie auf dem Kunstrasenplatz, doch Christian Ohmann konnte personell aus dem Vollen schöpfen – am Ende sorgten die beiden Neuzugänge für den Sieg im hitzigen Spiel.
SVC Belm-Powe – SV 28 Wissingen 1:2 (1:0)
Die Anfangsphase ist offen geführt mit Torgelegenheiten auf beiden Seiten, die Abschlüsse sind aber zu unpräzise. Nach 24 Minuten wird ein Wissinger Ballverlust zum Belmer Umschaltmoment, es braucht nur noch einen Steckpass, Geschwindigkeit und den Abschluss ins lange Eck zum 1:0. Die unnötigen Ballverluste ziehen sich in der ersten Halbzeit durch das Wissinger Spiel, kosten viel Kraft und sorgen immer wieder für Gefahr vor dem eigenen Tor. Zudem findet das Team nach vorne noch nicht die nötige Präzision für Torgelegenheiten, so fehlt zu diesem Moment die Fantasie, wie Wissingen Punkte mitnehmen soll. Vermeintlich ändert sich das in der 42. Minute: Fabian Schumann gewinnt einen harten aber fairen Zweikampf, legt sich dann den Ball vorbei, aber der Gegenspieler lässt dies nicht auf sich sitzen und meldet sich mit einem brutalen, an Dummheit kaum zu überbietenden Revanchefoul zurück. Fabian kann das Spiel verletzungsbedingt nicht fortsetzen und der Belmer geht vollkommen zu recht mit der roten Karte vom Platz. Scheinbar liegt eine zweite Halbzeit in Überzahl vor den Wissingern, doch nur zwei Minuten später muss Marvin Plantz mit einer gelb-roten Karte nach Foulspiel unter die Dusche. Entsprechend der sonstigen Linie eine schmeichelhafte aber gerade noch vertretbare Entscheidung. Die zum Ende der ersten Halbzeit sichtlich erhitzten Gemüter sind nur ein Vorgeschmack auf die zweite Halbzeit.
Der neu geschaffene Raum tut dem SV28 zu Beginn der zweiten Halbzeit gut. Mit einer mutigen, offensiven Ausrichtung setzt man die Belmer stärker unter Druck und nimmt die Zügel des Spiels in die Hand. Der eingewechselte Tim Warner bricht über rechts durch aber kriegt nicht genug Druck hinter den Ball bei der ersten Chance zum Ausgleich. Nach einer gespielten Stunde setzt Matthis Kentsch Luca Volbert perfekt in Szene, die erste Gelegenheit verpufft, doch der Ball kommt nochmal auf die rechte Seite zu Peter Skotkin. Der zieht in die Mitte, hält vom Sechzehnereck drauf und trifft mit perfekter Präzision den Innenpfosten und anschließend das Tornetz. Der umjubelte Ausgleich kommt zusammen mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Wissingen hat nun mehr Räume und die Ballverluste im Mittelfeld werden zumindest etwas seltener. Was nun absolut stimmt ist die Einstellung und das Zweikampfverhalten, beinahe jede Auseinandersetzung endet mit Ballbesitz für Wissingen oder zumindest ohne gegnerische Torgefahr. Die beste Chance zur Führung hat Luca Volbert, der über die rechte Seite sein Tempo einsetzt, den Torhüter aber nicht überwinden kann. Anschließend geht jeglicher Spielfluss und somit auch das Wissinger Momentum komplett verloren. Einige umstrittene Entscheidung führen zu vielen Diskussion gepaart mit vielen kleinen Fouls. Glück hat Wissingen dann bei einem nicht gegebenen Elfmeter. Bei einem Gegenangriff legt sich Tim Warner den Ball außerhalb des Strafraum an den herausgeilten Torwart vorbei, doch die Offensive findet keine klare Lösung, um den Ball ins leere Tor zu bringen. Alles in allem übersteht Wissingen diese kritische Phase unbeschadet. In den letzten Minuten gehts dann auf Sieg – in der engen Liga müssen solche Gelegenheiten beim Schopfe gepackt werden, das weiß auch das Team.
Die Szene des Spiels in der 88. Minute. Luca Volbert zieht über rechts in die Mitte. Schlägt einen Haken, schlägt zwei Haken, nimmt nicht den Abschluss, zieht drei Haken, zieht den vierten Haken, da hat der Gegenspieler genug und langt zu. Die wohl fällige Ampelkarte bleibt aus, der Ball liegt aber 18 Meter vor dem Tor in einer günstigen Position. Ohmann reagiert schnell und wechselt den verdutzten, erst Minuten vorher wieder ins Spiel gekommenen Rouven Mathew aus, um Patrick Fiß für den Freistoß zu bringen. Dieser hatte es sich schon auf der Bank bequem gemacht und quält sich zum Ort des Geschehens. In den Freistoß legt er all seine Erfahrung und schweißt in ins linke, obere Eck.
Die Wissinger Bank wird zum Tollhaus – 5 Minuten Nachspielzeit verwandeln die Euphorie aber nochmal in Anspannung. Im Laufe dieser beendet Patrick Fiß seine zweite Schicht im Spiel und sieht im Eifer des Gefechts die gelb-rote Karte. Neun Wissinger bringen den Sieg haarscharf mit einem leidenschaftlichen Einsatz über die Zeit.
Drei unerwartete Big-Points wandern unter dem Strich sehr verdient auf das Wissinger Konto. Hat man sich in der Hinserie noch oft die Butter vom Brot nehmen lassen, hielt das Nervenkostüm im wahrhaften Krimi. Nun wird durchgeatmet, kommenden Sonntag ist OSC II in Wissingen zu Gast.